Liebe Mitchristen,

am Ende des alten Jahres 2020 und zu Beginn des neuen Jahres 2021 befinden wir uns in einer Situation, die ich so zu meinen Lebzeiten bisher noch nicht erlebt habe. Die meisten von uns leiden zwar keine existentielle Not, aber so gut wie vor einem Jahr geht es heute wohl keinem. Wir fühlen uns alle irgendwie unsicher und hilflos. Viele haben zu mindestens Bauchschmerzen und manche sogar nackte Angst, wenn sie an die Zukunft denken. Dabei haben wir die grassierende Pandemie nicht einmal verschuldet. Es gibt keinen Schuldigen wie bei Kriegsereignissen, die für uns hier in Deutschland ja auch schon 75 Jahre her sind. Das Virus ist über uns gekommen wie eine der biblischen Plagen über das Volk der Ägypter. Diese sollten den Pharao dazu bewegen, die Israeliten ziehen zu lassen. Unglücke, Seuchen oder auch Krankheiten sind oft genug missbraucht worden, um die Menschen gefügig zu machen, in dem man sie als Strafe Gottes interpretierte. Das Alte Testament erzählt ja auch so einige Geschichten vom strafenden Gott - nicht nur im gerade erwähnten 2. Buch Mose.Weithin bekannt ist die Vernichtung der „Sündenpfuhle“ Sodom und Gomorrha sowie der Untergang der gottlosen Menschheit in der Sintflut, die nur Noah mit Familie und Tieren in der Arche überlebt hat.

Aber auch schon das Alte Testament zeigt im Buch Hiob auf, dass Unglück und Krankheit nicht einfach als Strafe Gottes gedeutet werden können. Mit Jesus Christus wird uns im Neuen Testament ein Gott verkündigt, der uns Menschen liebt und uns unsere Schuld vergibt. Wir können heute nicht daran glauben, dass dieser liebende Gott die ganze Menschheit mit einem Virus für irgendetwas bestraft. Solche Interpretationen verstoßen gegen das zweite der zehn Gebote: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Leider haben auch kirchliche Autoritäten vor allem in früheren Zeiten gegen dieses Gebot verstoßen, um Menschen zu manipulieren. Die Frage bleibt offen, warum Gott Unglück und Krankheit nicht verhindert. Ihm aber die „Schuld“ dafür zu geben, wäre mit unserem christlichen Glauben nicht vereinbar.

Einen „Sündenbock“ für das Virus zu suchen, bringt uns auch nicht weiter. Im alten Israel wurde am Jom Kippur Versöhnungstag ein Ziegenbock in die Wüste geschickt und von einer Klippe gestürzt. Damit wollte man Gott versöhnen. Die Verhältnisse in Israel haben sich dadurch jedoch nicht verbessert. Auch wenn Präsident Trump heute vom chinesischen Virus spricht und die Schuld dahin abzuschieben versucht, hilft uns das in keiner Weise weiter.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass unser Glaube und vor allem unsere christliche Glaubenspraxis uns in dieser Situation weiterbringen können:

1. Christen sind immer mit einer Hoffnung unterwegs.

Sie sind zuversichtlich, auch in Not und Krankheit nie tiefer zu fallen als in Gottes geöffnete Hände. Dieses Grundvertrauen erspart uns Christen zwar letztlich nicht Leiden und Tod, gibt uns aber immer Hoffnung auf eine Zukunft.

2. Not lehrt Beten.

Jesus sagt im Kapitel 7 des Matthäus-Evangelium: „Bittet, so wird euch gegeben werden.“ Beten hat Tradition. Die Bitte - insbesondere um Gesundheit- hat eine lange Tradition. Wie ein Besuch in Kevelaer, Lourdes und an vielen anderen Orten zeigt, sind viele dieser Gebete in irgendeiner Form erhört worden. Daneben hilft Beten meistens auch dem Beter, sein Gottvertrauen zu erhalten und neuen Mut zu fassen. Auf diesem Gebiet können wir Christen im kommenden Jahr sicherlich unseren Beitrag zur Bewältigung der Pandemie noch verstärken.

3. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Dieses zentrale Gebot Jesu hat die Sozialenzyklika „rerum novarum“ von Papst Leo XIII. bereits 1891 mit dem Dreiklang „Personalität – Subsidiarität -Solidarität“ in die moderne Praxis umgesetzt.Für mich heißt das auf die gegenwärtige Situation bezogen:

Personalität: Die Würde des einzelnen steht im Vordergrund. Ich bin aber auch erst einmal vor allem anderen für mich selbst verantwortlich. Was kann ich in dieser Lage persönlich beitragen? Wo nehme ich Schuld auf mich, wenn ich das mir mögliche unterlasse? Stichworte sind: AHA – Regeln einhalten, mich an die von Wissenschaft und Politik vorgegebenen Regeln halten. Die Corona App auf mein Handy laden. Vielleicht beschaffe ich mir auch die FFP2 Maske auf eigene Kosten, wenn ich sie mir leisten kann.

Subsidiarität: Ich bin zunächst einmal besonders den Menschen in meiner Nähe, in meiner Familie, in meiner Nachbarschaft, in meiner Gemeinde verpflichtet. Ich kümmre mich, wenn sie zum Beispiel Einkaufshilfe oder etwas anderes benötigen, gefährde sie aber nicht durch unbedachte Kontakte. Das ist immer wieder gerade bei älteren Menschen eine Frage der Abwägung mit gesundem Menschenverstand.

Solidarität: Ich versuche, den Sinn der ganzen Regeln zu verstehen. Ich halte diese aber auch ein, wenn ich sie im Einzelfall nicht nachvollziehen kann. Ich stelle meine eigenen Interessen soweit möglich zurück und unterlaufe Regeln nicht deshalb, weil ich sowieso keine Angst vor dem Virus habe und die anderen für blöd halte. Ich nöle im Bekanntenkreis nicht besserwisserisch über einzelne Ungereimtheiten in den Regeln herum, bausche meine Unannehmlichkeiten zu Riesenbelastungen auf und propagiere erst einmal meine vom Grundgesetz garantierten Rechte.

Liebe Mitchristen, ich hoffe, dass sie diese Predigt mitnehmen und im Bekanntenkreis diskutieren. Wir Christen sollten gerade ich schwierigen Zeiten Antworten suchen und Wege zeigen. Ich bin davon überzeugt, dass wir bei uns in Deutschland bisher ganz gut und vor allem solidarisch mit der doch besonderen Pandemielage umgehen. Aber ich habe den Eindruck, dass diese Solidarität in den letzten Wochen bröckelt und nicht nur „Querdenker“ Stimmung machen. Wir sollten jetzt als Christen unseren Beitrag im Sinne von mehr Eigenverantwortung und Gemeinsamkeit leisten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alle ein gesegnetes und Corona-freies Neues Jahr 2021. Bitte Bleibe Sie gesund.

gez. Diakon Dr. Gregor Lohrengel

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